Das Institut für neue Medien, an dessen Aufbau ich beteiligt war, und von dem ich neue emanzipatorische Kraftentwicklungen für die Kunst (und ab einem bestimmten Punkt explizit gegen die Städelschule, die ich wirklich für die dümmste und bornierteste Kunsthochschule Deutschlands halte) erwartete, hat unter der Leitung von Weibel und der Ägide von Kasper König nichts anderes erbracht als Produktionstätte Weibelscher Phantasmagorien von interaktiven Prothesen stecken zu bleiben.
Und die jetzige, neue Leitung (wir erinnern uns, das Institut wurde 1994 im Rahmen der Sparvorgaben des Magistrats - federführend Tom Koenigs - von der Städelschule abgestoßen) hat sich wohl noch nie gefragt was eigentlich K U N S T sein könnte. Sie klammern sich verzweifelt ans Internet, als ob sie da die Rettung von ihrer Konzeptlosigkeit erwarten könnten. (12,1k Schwachsinn pro Sekunde, ISDN machts möglich.)
Ich hab mir daraufhin gesagt, daß Frankfurt als Stadt des Technos eigentlich noch ganz andere Potentiale als die abgefuckte Kunstszene bieten müßte, allerdings als noch unbeackerten Grund, denn was mir vorschwebt, einen Diskurs zu führen, darin sah ich in der Clubszene keinerlei Voraussetzung.
Ich stelle mir immer vor, daß diese Ort des nightlifes eigentlich vor interessanten Gesprächen und Diskussionen glühen müßten, da müßte man hingehen können, weil da Themen angeboten würden, die es sonst nicht gibt.
Musik ist immer gut und notwendig, aber aus dem Hip-Hop wollte ich zumindestens gelernt haben, daß es immer noch auf die message ankommt.
"edutainment" ist das Stichwort. Aber vielleicht ist die Vorstellung jede/r käme mit einem individuellen Thema dorthin weithin übertrieben; so dachte ich mir, daß ich einen Anfang setzen wollte und damit die Reihe "das seminar" initiiert.
Hans Romanov war der erste, der mir die Möglichkeit der Verwirklichung gab, und mir seine "moderne Bar" zur Verfügung stellte.
Es ergeb sich, daß mein Freund Rainer Ganahl zu der Zeit in Deutschland weilte, und ich wollte die Chance nutzen ihn einem interessierten Publikum vorzustellen. Daß Rainer aber eben auch so etwas wie ein "Seminar" betreibt, beabsichtigte ich aber auch als Material aufzugreifen und in meinem Zusammenhang auch kritisch zu dekonstruieren.
"Seminar" wollte ich aus dem Zusammenhang der Universität herauslösen und in ein Feld stellen, das sich vielleicht froh schätzt von solchen Zu-Mutungen verschont zu bleiben.
Ich wußte nicht wie der durchschnittliche Besucher der "modernen Bar" auf einen deartigen Wort-Beitrag reagieren würde, aber ich dachte mir es ihm/ihr so schwer als möglich zu machen. Leider machte mir das Wetter einen Srich durch die Rechnung, in dem uns ein Platzregen dazu zwang im Inneren des Gebäudes mit der Veranstaltung zu beginnen; später, als es aufgehört hatte, flüchteten dann viele auf die Terasse und entkamen so Rainers eindringender Vortragsweise. Ich hatte ursprünglich gehofft, das "Seminar" bei großer Hitze auf der Terasse veranstalten zu können und so alle Besucher gleichermaßen zu traktieren.